Sind mittelständische Unternehmer bei der Nachfolgeregelung gut aufgestellt?
Viele möchten sich nicht mit dem Tod beschäftigen, da er etwas Negatives ist. Häufig gibt es kein Testament oder es gibt eines, welches veraltet oder falsch ist. Das
Bemerkenswerteste, was ich je gefunden habe, wenn man das so sagen darf, war, dass jemand seinen Sohn per Notarvertrag enterbte, ohne dass er es wusste und
wollte.
Haben Sie Ihr Testament gemacht?
Ja, mit 39 habe ich es erstmals aufgesetzt, aber nicht alleine, sondern mit Hilfe.
Stichwort „digitale Währungen“: Wird es zum Bankensterben kommen?
Diejenigen, die das behaupten, sind meistens nicht gut auf Banken zu sprechen. Hier ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens. Ich glaube vielmehr, dass der
Kunde mit den Füßen abstimmt. So wie wir Banken kennen, werden sie zukünftig nicht mehr sein. Wir brauchen weniger Filialen. Sie haben ja selbst gesagt, dass
Sie bisher nur drei Beratungsgespräche hatten. Kunden kommen heute höchstens in die Bank, um sich in einem Kompetenzzentrum beraten zu lassen.
Wird es in Zukunft denn überhaupt noch Bargeld geben?
Der Deutsche liebt das Bargeld. Es wird zwar immer weniger, aber wir werden noch lange damit zu tun haben – zumindest hierzulande. Aber das finde ich gar nicht schlecht, denn würde es nur noch digitale Währungen geben, wären wir gläsern. Man sieht am Werteverfall des Bitcoin, dass diese Währungen schon einen spekulativen Charakter haben. Das muss man sich eingestehen. Für mich stellen sie keine Alternative zum Sparbuch oder Bargeld dar.
Der Finanzmarkt ist in Bewegung. Crowdfunding wird auch für Privatpersonen immer interessanter. Wie bewerten Sie das?
Crowdfunding genießt eine große mediale Aufmerksamkeit. Wenn man sich das Verhältnis zu klassischen Finanzierungsinstrumenten anschaut, ist das Volumen noch verschwindend gering. In der Tat sind die sogenannten FinTecs aber durchaus wettbewerbsfähig.
Gibt es Unternehmen, denen Sie lieber Crowdfunding anstelle großer Kredite anbieten?
Crowdfunding ist auch eine Kreditform, die Kapitalbeschaffung funktioniert nur anders. Woher das Geld kommt, ist dem Unternehmer schlussendlich gleich, wenn das Preis-Leistung-Verhältnis stimmt.
Welches sind die gängigsten Fehler bei Kapitalanlagen?
Der klassische Privatanleger kauft an der Börse bei zu hohen Ständen und verkauft, wenn die Aktien niedrig sind. Man müsste antizyklisch handeln und langfristig ein
Aktienvermögen aufbauen. Das bedeutet, man muss in dieser Baisse-Phase beim Aktiensparen weiter investieren, dann rentiert es sich auch. Aber da hören die
meisten Privatanleger auf. Sie kaufen quasi nur, wenn es teuer ist.
Was wird bei der Investition in Aktien am häufigsten vergessen?
Es gibt bei Aktienkäufen einen Trend, der „Homebuying“ genannt wird. Anleger kaufen Aktien, die sie selber kennen, hier in der Region z. B. Daimler, Porsche. Dieses
Kaufverhalten stellt für viele aber ein gewisses Risikocluster dar. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Angenommen ich wäre in der Automobilzuliefererbranche als Zulieferer
tätig und hätte dann noch Daimler im Depot. Dann bin ich bzw. mein Unternehmen doppelt mit Risiko behaftet. Nicht nur operativ, weil ich mit Daimler meine Wertschöpfung betreibe, sondern auch noch in meiner Geldanlage. Gerade bei Unternehmern habe ich außerdem ein Credo: